Corona in Indien: Die Not der Wanderarbeiter

Nach dem Lockdown in Indien sind Hunderttausende Wanderarbeiter ohne Arbeit und Unterkunft. Zu Fuß oder in überfüllten Bussen versuchen sie, in ihre Heimatdörfer zu gelangen. …

In Indien versuchen derzeit zehntausende Menschen aus den Städten in ihre Heimatdörfer zurück zu gelangen. Grund dafür ist die wegen des Corona-Virus verhängte Ausgangsperre der indischen Regierung: Baustellen wurden geschlossen, das öffentliche Leben steht still. Besonders hart betroffen sind zehntausende Wanderarbeiter. Sie haben ihre Arbeit und ihre Unterkunft verloren. Nun versuchen nun sie die großen Städte mit den letzten Bussen oder aber zu Fuß zu verlassen – denn den öffentlichen Verkehr hat die Regierung weitestgehend eingestellt.

Auch Lalli Devi und ihre Familie sind seit Tagen ohne Dach über dem Kopf.

Lalli Devi, Wanderarbeiterin aus Rajasthan

„Unser Vermieter haben uns rausgeschmissen. Sie sagen, wenn die Fabrik für Monate schließt, seien wir nicht in der Lage unsere Miete zu bezahlen. Darum mussten wir gehen. Wir sind seit drei Tagen mit den Kindern zu Fuß unterwegs. Wir sind zu siebt. Wir haben Probleme. Wir wollen in unser Dorf zurückkehren.“

Die Gefahr ist groß, dass die Menschen das Virus nun in ihre Heimatdörfer bringen und damit zu dessen Ausbreitung beitragen. In den Dörfern versuchen sie die Heimkehrer soweit es geht zu isolieren.

Bijoy Sing Laya, Wanderarbeiter

„Der Arzt hat uns angewiesen, „social distancing“ zu betreiben. Wir haben allerdings keine extra Räume in unseren Häusern. Deswegen wurde im Dorf entschieden, dass wir uns selbst isolieren sollen. Wir leben jetzt freiwillig auf und unter den Bäumen. Uns geht es gut.“

Indien steht mit 1,3 Milliarden Menschen, von denen die Mehrzahl auf engstem Raum zusammenwohnt, vor einer kaum zu bewältigenden Aufgabe: Während Deutschland über rund 29 Intensivbetten pro hunderttausend Einwohner verfügt, sind es in Indien nur knapp über zwei. Die Regierung hat jetzt angekündigt, die mittellose Bevölkerung mit einem Rettungspaket von 20 Milliarden Euro zu unterstützen. Doch wie schnell die Hilfe bei der Bedürftigen ankommt und ob das reicht, ist fraglich.

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