Aus Protest gegen die politische Elite des Landes sind im Irak Hunderttausende Menschen auf die Straßen geströmt. Die meisten Menschen versammelten sich am Freitag in der Hauptstadt Bagdad auf dem zentralen Tahrir-Platz. Die Polizei setzte dort Tränengas und Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein. Nach Angaben von Augenzeugen kam in Bagdad mindestens eine Frau ums Leben, nachdem sie von einem Tränengaskanister am Kopf getroffen wurde. Mehr als 150 Menschen seien verletzt worden, hieß es.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) kritisierte das Vorgehen der Sicherheitskräfte scharf. So seien die eingesetzten Tränengaskanister deutlich schwerer als übliche Tränengasgranaten. Sie führten zu schwersten Verletzungen oder zum Tod, wenn sie direkt auf Demonstranten gefeuert würden, so AI. Die irakische Menschenrechtskommission kündigte eine Untersuchung der Vorfälle an. Schon in der Nacht zum Freitag waren bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften fünf Menschen getötet worden.
USA ruft zu Gewaltlosigkeit auf
US-Außenminister Mike Pompeo hat die irakische Regierung in Bagdad dazu aufgerufen, auf die Forderungen der Demonstranten einzugehen. Bagdad solle „den legitimen Forderungen der Iraker Gehör schenken“, erklärte Pompeo. Der Regierung von Iraks Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi warf Pompeo vor, Vorwürfen der Polizeigewalt nicht in ausreichendem Maße nachzugehen. Der US-Außenminister rief alle Seiten zum Gewaltverzicht auf.
Massendemonstrationen seit Wochen
Bereits seit Anfang Oktober kommt es im Irak zu Massenprotesten gegen die Regierung von Ministerpräsident Abdul Mahdi. Vor allem in den vergangenen Tagen schlossen sich immer mehr Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungs- und Religionsgruppen den Demonstranten an. Während die Kundgebungen tagsüber meist friedlich verliefen und auch Familien und ältere Menschen auf die Straßen gingen, schlugen die Proteste nach Einbruch der Dunkelheit oft in Gewalt um. Insgesamt wurden bisher schon mehr als 250 Menschen getötet.
Die Demonstranten beklagen die hohe Arbeitslosigkeit, Misswirtschaft und Korruption im Land. Sie fordern eine Ablösung der politischen Führungskräfte, die seit 2003 den Ton angeben, aus Sicht vieler Iraker aber lediglich Marionetten entweder der USA
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