
Dorothée Laumanns ist sitzen geblieben. Auf der Holzbank der denkmalgeschützten Kirche „Heilig Kreuz“ in Keyenberg, einen guten Kilometer von der Abrisskante des Braunkohletagebaus Garzweiler II entfernt. Die über 1000 Jahre alte Kirche ist seit 2019 bereits im Besitz von RWE, die katholische Pfarrgemeinde darf sie bis zum Abriss noch nutzen. Keyenberg soll verschwinden – so wie vier weitere Orte auch.
Ihre Eltern ließen Dorothée Laumanns einst in der Kirche taufen, hier feierte sie auch ihre Kommunion. Sie kann nicht fassen, dass ihre Vergangenheit ausgelöscht werden soll. „Ich habe meinen Freund dort hinten an der Kirche zum ersten Mal geküsst“, erzählt sie. „Mein Sohn hatte hier Kommunionsunterricht.“ Der Ort ist ihr wichtig. „Ich bin keine Kirchengängerin, aber da hängen sehr viele Erinnerungen dran.“
Nach dem Gottesdienst an einem Sonntag Mitte September verbleiben einige Dorfbewohner in der Kirche. Sie singen gemeinsam, manche beten. Die Polizei lässt sie gewähren. Bis in den Nachmittag kommen viele Interessierte vorbei. „Diese Kirche soll zu einem Wallfahrtsort der Klimabewegung werden“, sagt eine Besucherin.
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