Eigentlich würde Sonja jetzt als kriegerische Keltin verkleidet und mit einer Schaumstoff-Axt bewaffnet gegen Orks, Wikinger und Untote kämpfen. Der Sommer ist die Hochsaison für Live-Action-Rollenspiele (Larp), und auch in Deutschland finden von Juni bis September die größten und wichtigsten Events der Szene statt. Dieses Jahr aber ist alles anders.
Die Corona-Pandemie hat es für die Veranstalter unmöglich gemacht, das Zusammenkommen Tausender verkleideter Krieger, Magier und Mythengestalten bedenkenlos durchzuführen. Und so kämpft sich Sonja diesen Sommer nicht gemeinsam mit ihren besten Freunden über ein Schlachtfeld, sondern sitzt in ihrer Münchner Wohnung fest. Larp ist 2020 vor allem ein Großevent im Internet.
Corona hat die Szene schwer getroffen
Seit 2010 ist Sonja ein leidenschaftlicher Teil der Larp-Szene. Die 31-Jährige hat sich über die Jahre viele sehr unterschiedliche Rollenspiel-Personas ausgedacht, aber die Blutkeltin Skaun ist ihre Favoritin: eine wilde Kriegerin, die sowohl bei den freundschaftlichen Massenschlachten als auch beim abendlichen Feiern immer ganz vorn mit dabei ist. Und Skaun ist keine Einzelgängerin: 40 Frauen und Männer aus Deutschland, allesamt enge Freunde von Sonja, gehören dem Blutkelten-Clan an.
Zu den jährlichen Rollenspiel-Veranstaltungen kommt der verstreute Freundeskreis dann zusammen. „Wir leben in einer riesigen Jurte, in der nachts Feuer gemacht wird und bis zu 70 Menschen feiern und tanzen können“, sagt Sonja, „tagsüber geht’s dann auf das Schlachtfeld, wo wir sehr wild, sehr ungehobelt, sehr frei, sehr archaisch sind.“
Für Sonja, die einen in der Szene bekannten YouTube-Channel über ihr Lieblingshobby betreibt, sind die Events nicht nur ein großer Spaß, sondern auch Jahreshöhepunkte, die Freundschaften stärken und neue Bekanntschaften mit Gleichgesinnten möglich machen: „Wir können alle mal komplett abschalten und erleben einen enormen Selbstbewusstsein-Boost. Denn diese 40 Leute sind eine richtige Familie, die für jedes Mitglied einsteht und es unterstützt. Da kommt man unheimlich erholt raus.“
Dieses Jahr aber
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