„Tatort“ heute aus Köln: „Niemals ohne mich“ im Schnellcheck

Sorgerechtskämpfe und Selbstzerfleischung: Schenk und Ballauf ermitteln zwischen kaputten Familien. Ein Köln-„Tatort“, der aufwühlt. …

Das Szenario:

Der Krieg ums Kind. Nach dem Mord an einer Mitarbeiterin des Jugendamtes werden Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) mit den Feinheiten des deutschen Sorgerechts konfrontiert: Das Mordopfer war für die Unterhaltsvorschusszahlung zuständig. Bei ihren Untersuchungen treffen die Ermittler auf zerstrittene Eheleute, die ihren Fight übers Finanzielle austragen.

Der Clou:

Papa will nicht zahlen, Mama will nicht arbeiten? Nein, in diesem ambitioniert gebauten Familienkrimi werden die alten Klischees außer Kraft gesetzt. Geschlechterrollen und Milieubeschreibungen sind hier offen gehalten. So sehen Trennungen anno 2020 aus.

Das Bild:

Eine liebende Familie umgeben von Schmerz und Schuldzuweisungen. Ausgerechnet der Leiter des Jugendamtes beweist sich als Vorzeigefamilienvater, der seine Frau und seine drei Kinder geradezu bilderbuchhaft umsorgt und bespielt. So viel Harmonie inmitten des Hasses ist fast schon verdächtig.

Der Dialog:

Kommissar Ballauf verhört eine 19-jährige alleinerziehende Mutter und fragt sie nach dem Vater des Kindes. Dann folgendes Gespräch:

Mutter: „Ich weiß nicht, wer der Vater ist.“

Ballauf: „Aber das muss man doch eingrenzen können. Der Rest entscheidet dann ein DNA-Test.“

Mutter: „Es war Karneval. Er hatte ein Kostüm an. Sarinas Vater ist Fozzie-Bär.“

Der Song:

„Die immer lacht“ von Stereoact. Ein Vater tanzt ausgelassen mit Sohn und Tochter im Kinderzimmer zu dem Lied – bevor die getrennt von Mann und Kindern lebende Mutter erscheint, um ihre Zeit einzufordern. Der Kampf um die Kinder, gekleidet in melancholischem Popschlager.

Die Bewertung

7 von 10 Punkten. Manchmal etwas hölzern gespielt, aber insgesamt ein so schmerzhaftes wie schlüssiges TV-Stück über Familienglück, das in der Selbstzerfleischung endet.

Artikelquelle

Posts aus derselben Kategorie: