Vor 70 Jahren, bei der Gründung der VR China, verkündete Mao Zedong: Das chinesische Volk ist aufgestanden. Jetzt, 70 Jahre später, nachdem der beispiellose Aufstieg Chinas zur wirtschaftlichen Supermacht gelungen ist, propagiert Xi Jinping immer noch den „chinesischen Traum“, das „Wiedererstarken“ und die „Erneuerung“ Chinas. Warum eigentlich?
Felix Wemheuer: Weil das große Projekt des Aufstiegs Chinas keineswegs abgeschlossen ist. Alle Parteiführer von Mao bis Xi Jinping hatten ja zum Ziel, China auch als globale Macht zu etablieren. Es gab schon in der Mao-Ära die Parole, mit den USA gleichzuziehen und sie zu überholen. Und davon ist man ja immer noch weit entfernt, nicht zuletzt auf militärischem Gebiet. Und trotz aller technologischen Sprünge ist China auch auf diesem Gebiet immer noch sehr abhängig und auch anfällig. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Etablierung des neuen Staates auf internationaler Ebene immerhin 30 Jahre gedauert hat, bis zu der Aufnahme vollständiger diplomatischer Beziehungen mit den USA 1979. Und schließlich ist auch der Prozess der chinesischen Wiedervereinigung nach Meinung der Partei noch nicht abgeschlossen, weil Taiwan ja immer noch de facto selbstständig ist.
Auf internationaler Bühne auf Augenhöhe, aber zur Supermacht reicht es noch nicht
Wie hat sich die große Erzählung vom Wiederaufstieg Chinas unter Xi Jinping verändert, und wo ist sie gleich geblieben?
Die Parole vom Wiederaufstieg Chinas und die Propaganda, dass das friedlich sei und eine Win-win-Situation für die ganze Welt, die finden wir auch schon sehr stark unter Xis Vorgängern Hu Jintao und Jiang Zemin, das ist eine Konstante. Unter Xi Jinping kommt eine offenere und offensivere Note dazu, etwa beim Inselstreit mit Japan, aber auch im Südchinesischen Meer. Früher hat Peking gesagt: Wir wissen, wir sind mit
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