Nahverkehr: Auf Schienen gesetzt

In Magdeburg setzen die Verkehrsbetriebe seit einiger Zeit ein neues Spezialfahrzeug ein. Das kann viel mehr als nur verunglückte Straßenbahnen wieder ins Gleis heben. …

Auf die Kraft der Maschine lässt Bernd Eberhard nichts kommen. Eine inklusive angehängtem Beiwagen gut 50 Tonnen schwere Straßenbahn zu ziehen? „Das ist für den kein Problem“, sagt Eberhard und es liegt schon ein bisschen Stolz im Blick, den er auf das rote Ungetüm wirft. Eberhard steht auf dem Straßenbahn-Betriebshof im Norden von Magdeburg und präsentiert dem Besucher die neueste Anschaffung der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB): einen universell einsetzbaren Unimog, mit dem die Techniker auf der Straße und auf der Schiene unterwegs sein können. Ein Zwei-Wege-Fahrzeug, wie Fachleute das nennen.

Mit dem können die Techniker binnen weniger Minuten an nahezu jeder Stelle im Magdeburger Stadtgebiet sein. Ein großer Blaulicht-Balken wurde auf dem Dach montiert, außerdem ein lautes Martinshorn unter dem Blech. Damit können bis zu sieben Leute in der Doppelkabine des Unimogs an die Einsatzstelle eilen. Eberhard sagt: „Wir brauchen ein Fahrzeug, das in brenzligen Situationen extrem schnell zum Einsatzort kommt.“ Und das dann dort, am Einsatzort, „in wenigen Minuten auf dem Gleis steht“.

Eine brenzlige Situation – das kann zum Beispiel eine entgleiste Straßenbahn sein. Insgesamt 87 Trambahnen gehören zum Fuhrpark der MVB in Magdeburg, zudem gibt es 13 Beiwagen, die auf stark frequentierten Linien an einzelne Straßenbahnen angehängt werden. Die Trambahn bildet das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs in der etwa 240 000 Einwohner zählenden Stadt – wie in so vielen Städten insbesondere in Ostdeutschland. Während in vielen Kommunen Westdeutschlands (etwa in Wiesbaden, Pforzheim, Regensburg oder Lübeck) nach dem Krieg die Straßenbahngleise herausgerissen wurden, setzten die Verkehrsplaner in der DDR bewusst auf die Tram, beispielsweise wenn es darum ging, neu errichtete Plattenbauviertel verkehrstechnisch zu erschließen. Davon profitieren viele ostdeutsche Kommunen bis heute, zum Beispiel wenn es darum geht, den innerstädtischen Verkehr nun umweltfreundlich umzugestalten.

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