Daimler: Ein Stern im Sturm

Mercedes versucht sich neu zu erfinden. Doch die Traditionsmarke wird von den Fehlern der Vergangenheit eingeholt. Das Nebeneinander von alter und neuer Welt kostet viel Geld und gefährdet die Zukunft. …

Unter Dieter Zetsche war das Leben im Zeichen des Sterns von Erfolg verwöhnt und geprägt von blendenden Perspektiven. Doch die lässige Turnschuh-Ära ist Geschichte, statt goldener Zeiten sorgt die bereits dritte Gewinnwarnung seit dem Führungswechsel an der Spitze im Mai 2019 für Negativ-Schlagzeilen. Ola Källenius soll als neuer starker Mann Dinge korrigieren, die er als Entwicklungsvorstand zum Teil selbst mit auf den Weg gebracht hat. Auf die Frage, wo Mercedes in einem Worst Case Szenario 2025 stehen könnte, antwortet der Vorstandsvorsitzende: „Worst case? Mit dem Rücken zur Wand. Aber in dieser Situation wären wir in bester Gesellschaft, denn alle haben Fehler gemacht, keiner kann den Stein der Weisen für sich beanspruchen, jeder muss Federn lassen.“ Sogar Elon Musk? „Das wird man sehen.“

Mercedes war lange Jahre unter den Premium-Marken so etwas wie der Fels in der Brandung: stabil, solide, wirtschaftlich erfolgreich. Doch inzwischen erodiert das Fundament der Marke. Die geplante weitreichende Kooperation mit BMW entpuppte sich als Chimäre, der Motoren-Deal mit Renault war kein großer Wurf, für Aston-Martin und demnächst wohl auch für Volvo agieren die Schwaben primär als Zulieferer, die mit Nissan realisierte X-Klasse steht nach nur vier Jahren vor dem Ende, das Smart-Abenteuer wurde zwecks Elektrifizierung nach China ausgelagert, wo nach Geely mit BAIC ein zweiter Hersteller an einer Zehn-Prozent-Beteiligung an Daimler interessiert sein soll. Visionäre Projekte? Fehlanzeige. Der Durchbruch in der neuen digitalen Welt? Nicht wirklich. Vorreiterrolle in Bezug auf Batterietechnik und autonomes Fahren? Schön wär´s.