Über Jahrtausende haben die Menschen Abschieds- und Trauerrituale entwickelt. Doch während der COVID-19-Pandemie können viele von ihnen nicht begangen werden. Diese Erfahrungen machen derzeit Millionen von Hinterbliebenen weltweit. In Brasilien, wo sich nach offiziellen Zahlen bereits mehr als ein Prozent der Bevölkerung infiziert hat, hat das Gesundheitsministerium schon im März eine neue Bestattungsrichtlinie herausgegeben, die unter anderem die traditionelle Totenwache untersagt.
„Normalerweise wird ein Verstorbener in Brasilien einen Tag lang im offenen Sarg aufgebahrt“, erklärt die Anthropologin Andréia Vicente von der Staatlichen Universität des Westlichen Paraná. „Während der Totenwache ist es üblich, dass sich Angehörigen und Freunde am Sarg versammeln und ihr Leid über den Verlust teilen: sich Geschichten erzählen, aber auch mit den Verstorbenen sprechen, sie berühren …“, erklärt Vicente. Nach 24 Stunden muss eine Leiche in Brasilien bestattet werden, wenn nicht etwa forensische Gründe dagegensprechen.
Den Tod „begreifen“
Ähnliche Riten gibt es in fast allen Ländern. Auch in Deutschland werden Tote oft sichtbar aufgebahrt. Größere Versammlungen finden eher bei einer gesonderten Trauerfeier – meist bei geschlossenem Sarg – unmittelbar vor und nach dem Begräbnis statt. Dieses kann aber durchaus erst zwei Wochen nach dem Tod stattfinden.

Ex-Präsident Lula da Silva bei der Totenwache für seine Frau. Traditionell halten Brasilianer einen Tag lang Totenwache, um ihre Verstorbenen zu verabschieden
Der zeitliche Ablauf dieser Elemente sei nebensächlich, sagt die Psychologin und Trauerbegleiterin Elaine Alves aus São Paulo. Wichtig sei, dass sie stattfinden: „Die Leiche sehen, feststellen, dass die geliebte Person nicht mehr reagiert – weder auf Worte, noch auf Berührungen – das alles, hilft, den Tod wirklich wahrzunehmen. Und das
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