Wir haben es erwartet und doch auf das Gegenteil gehofft. Das Streckenlayout von Silverstone ist wie gemalt für die Mercedes. 81 Prozent Volllast, zwölf Kurven jenseits von 220 km/h. Nur zwei Ecken zerstören den schönen Rhythmus. Da kann ein Auto mit überlegener Motorleistung und dem meisten Abtrieb seine Qualitäten voll ausspielen.
Max Verstappen hoffte, den Rückstand auf eine halbe Sekunde beschränken zu können. Es wurden 1,022 Sekunden daraus. Wären Lewis Hamilton und Max Verstappen gleichzeitig losgefahren, hätte Hamilton auf dem Zielstrich 71 Meter Vorsprung gehabt.
Alle anderen Teams wurden noch mehr verprügelt. Ferrari fehlten 1,124 Sekunden, McLaren 1,479 und Racing Point im verkappten Vorjahres-Mercedes 1,536 Sekunden. Mercedes-Teamchef Toto Wolff fürchtet bereits, dass Mercedes wegen der drückenden Überlegenheit bald schon in die Rolle des Buhmanns gesteckt wird: „Wir haben uns keine Freunde gemacht. Wir sind heute wirklich in einer eigenen Liga gefahren.“
Bei den kurzen Intervallen zwischen den Rennen und angesichts der Entwicklungsbeschränkungen wird sich an dem Kräfteverhältnis auch nicht viel ändern. Nur das Wetter kann Mercedes einen Streich spielen. Verstappen wehrt ab: „Auch bei 35 Grad wären wir Dritter geblieben. Vielleicht mit ein bisschen weniger Rückstand.“
In allen Belangen überlegen
In der Ernüchterung über die klaren Verhältnisse an der Spitze des Feldes ging unter, dass Lewis Hamilton mit seiner Bestzeit von 1.24,303 Minuten die 250 km/h-Schallmauer durchbrochen hatte. Sein Schnitt von 251,564 km/h ist trotzdem nicht die schnellste Runde, die je in Silverstone gefahren wurde. Die gehört Keke Rosberg im Williams-Honda aus dem Jahr 1985 mit 259,003 km/h. Damals aber hatte Silverstone noch das klassische Layout mit zehn statt 18 Kurven und 4,719 Kilometer Streckenlänge.
<!– ESI