Demografie, Arbeitsmarkt, Sozialversicherungen: Deutschland in den neuen Zwanzigern

Drei Millionen Rentner mehr, fast vier Millionen potenzielle Arbeitskräfte weniger: Im neuen Jahrzehnt wird Deutschland deutlich altern – und der Sozialetat gesprengt. Ein kleiner Ausblick. …

Mittwoch, 01.01.2020   23:41 Uhr

Christian Böllhoff ist der Mann für die langen Linien. Böllhoff leitet die Beratungsfirma Prognos, er hilft Unternehmen einzuschätzen, wie sich die Dinge entwickeln. „Das nächste Jahrzehnt“, sagt Böllhoff, „ist geprägt von den zwei großen D“: der Digitalisierung und, noch wichtiger, der Demografie.

Seit 1964 erstellt Prognos regelmäßig den Deutschland-Report, ein Handbuch für die Zukunft der Republik. Sein Inhalt lässt ahnen, worauf sich die Bürger gefasst machen müssen.

In den Zwanzigerjahren werden die Babyboomer in den Ruhestand gehen, es sind die Jahrgänge 1955 bis 1967, jeder Jahrgang zählt rund 1,3 Millionen Bürger. Die nachfolgende Generation, die ab Mitte der Siebzigerjahre geboren wurde, ist deutlich schwächer besetzt.

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Die Folge: Innerhalb der kommenden zehn Jahre wird die Zahl der Bürger zwischen 20 und 64 Jahren um 3,8 Millionen schrumpfen. Es ist die Altersgruppe der potenziell Erwerbsfähigen, die Wohlstand schaffen, die Steuern und Beiträge zahlen. Der Verlust ist – rein statistisch – nur vergleichbar mit der Dezimierung einiger Weltkriegsjahrgänge.

Zugleich wird es bis zum Ende der Dekade in Deutschland gut drei Millionen Rentner mehr geben als heute. Jeder vierte Bundesbürger wird dann über 67 Jahre alt sein: 19 Millionen Personen. Und die Zahl der Pflegebedürftigen steigt um 600.000 auf 4,1 Millionen. Deutschland wird zur Altenrepublik.

Wenn Millionen mehr in Rente gehen und Millionen weniger arbeiten, tut sich eine Finanzierungslücke auf, dann geraten die Sozialkassen unter Druck. Von 2020 bis 2030 werden die Ausgaben für Renten-, Pflege-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung laut Prognos von 679 Milliarden um fast die Hälfte auf 996 Milliarden Euro steigen,

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