Vom Bauern zum Mörder : Vier Jahre lang mordete Ibrahim für Islamisten – nun muss er sich selbst verstecken

„Ich habe Menschen die Kehle durchgeschnitten, als wären es Schafe“, erzählt Ibrahim über sich selbst. Es war vor allem das Geld, mit dem ihn die Islamisten lockten. Doch nun weiß nicht mal seine eigene Frau, wo er sich versteckt.  …

Ibrahim ist untergetaucht. Versteckt unter seinem dicken Turban zieht der 45-Jährige mit seinem Handkarren durch die Straßen von Mopti und verteilt Pakete. Hier in der Stadt im Zentrum Malis kennt ihn niemand, nicht einmal seine Frau weiß, wo er sich aufhält. Ibrahim hat Angst vor den Islamisten, für die er selbst vier Jahre lang gemordet hat.

Ibrahim, der in Wirklichkeit anders heißt, kämpfte für Amadou Koufa, den Anführer der islamistischen Gruppe Katiba Macina, die mit dem Terrornetzwerk Al Kaida in Verbindung steht. Ibrahim war Hirte, vom Volk der Fulbe, und so arm, dass er seine sechs Kinder kaum ernähren konnte. Eines Tages, er war gerade bei den Schafen auf der Weide, seien die Islamisten zu ihm gekommen, erzählt Ibrahim. „Wir werden dich gut bezahlen und du kämpfst für Gottes Recht“, versprachen sie.

Ibrahim nahm das Angebot an. „Die Armut war so groß, dass ich nicht ablehnen konnte“, sagt er und starrt dabei auf den Boden. Plötzlich verdiente er umgerechnet 450 Euro, 20 Mal so viel wie zuvor – ein Vermögen für einen Mann aus dem Busch. Doch der Geldsegen hatte seinen Preis. Ibrahim wurde zum Mörder. Vier Jahre lang kämpfte er, überfiel Dörfer, tötete „viele Menschen“, wie er sagt.     

„Anführer Koufa war ein Halbgott“

Lange war die Region Mopti – Heimat friedliebender Sufis – von Extremisten verschont geblieben. Als 2012 Islamisten die malische Armee vertrieben und den Norden eroberten, blieben die Menschen im Zentrum des westafrikanischen Landes auf sich allein gestellt. Die Fulbe oder auch Peul genannt, traditionelle Nomaden, waren in dem sich ausbreitenden Chaos ein leichtes Ziel. Sie baten die Regierung in Bamako um Beistand gegen die Angreifer, meist Tuareg. „Aber die Übergangsregierung weigerte sich, die Fulbe zu bewaffnen, aus Angst, dass diese die Waffen eines

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