Die bolivianische Staatsanwaltschaft hat gegen den früheren Präsidenten Evo Morales Anklage wegen Terrorismus und Finanzierung terroristischer Aktivitäten erhoben.
Nach seinem Rücktritt und seiner Flucht ins Exil im vergangenen Jahr habe der ehemalige Staatschef seine Anhänger in Bolivien zu illegalen Aktivitäten aufgerufen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Während der heftigen Proteste nach seinem Rückzug habe er beispielsweise per Telefon einem Vertrauten aufgetragen, mehrere Städte des Andenstaats von der Versorgung mit Lebensmitteln abzuschneiden.
Morales wies die Vorwürfe zurück und nannte das Vorgehen der Staatsanwaltschaft „illegal und verfassungswidrig“. „Ein weiterer Beweis für die systematische Verfolgung durch die De-facto-Regierung“, twitterte er. „Bald werden Demokratie und Rechtsstaatlichkeit nach Bolivien zurückkehren.“
2019 unter Druck zurückgetreten
Der erste indigene Staatschef des südamerikanischen Landes war im November 2019 unter dem Druck des Militärs zurückgetreten, nachdem ihm von der Opposition und internationalen Wahlbeobachtern Betrug bei der Präsidentenwahl vorgeworfen worden war.
Morales setzte sich zunächst ins Exil nach Mexiko ab und ließ sich später in Argentinien nieder. Bereits im vergangenen Dezember war gegen ihn ein Haftbefehl unter anderem wegen Terrorismus erlassen worden. Auch damals hatte Morales die Vorwürfe scharf zurückgewiesen.
Der 60-Jährige setzte sich offenbar von Mexiko nach Argentinien ab, um näher an seinem Heimatland zu sein. Damit kann er sich vor der Neuwahl, die wegen der Coronakrise in den September verschoben wurde, besser mit seinen Anhängern von der linken Bewegung MAS abstimmen.
Derzeit führt eine Interimsregierung in Bolivien die Amtsgeschäfte.